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Cham (Kreis)
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Opferhelfer des WEISSEN RINGS im Landkreis Cham ziehen Bilanz

WEISSER RING Landkreis Cham: Leiter Klaus Kozuch (l.) mit seinem erfolgreichen Team der ehrenamtlichen Kriminalitätsopferhelfer. Foto: Klaus Kozuch

Im Januar trafen sich die ehrenamtlichen Helfer in Cham zu ihrer ersten Arbeitssitzung in diesem Jahr. Am Anfang stand der Bericht von Außenstellenleiter Klaus Kozuch zur Bilanz für das vergangene Jahr 2017.

Klaus Kozuch stellte gleich zu Anfang der ersten Besprechung im neuen Jahr die Gemeinsamkeiten der Opferhelfer heraus: Sie haben erkannt, dass Opfer einer Straftat Hilfe benötigen, die der Staat mit seinen Einrichtungen nicht leisten kann. Sie sind für die Kriminalitätsopfer da, wenn diese wegen einer erlittenen Straftat in eine Notlage geraten sind. Sie sehen sich als fünftes Glied in der Hilfskette der "Retter" nach Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Kriseninterventionsteam. Ihre Hilfe ist sofort notwendig oder oft auch später. Dann nämlich, wenn die Geschädigten einer Straftat aus der Schockstarre des Erlebten treten.

Erst dann  begreifen die Betroffenen ihre Lage oder ihr  Körper reagiert darauf. Oft sind das gesundheitliche, psychische oder finanzielle Not, die sich wie ein Krater als unüberwindbar auftut.  Die Wege zum Anwalt, zur Polizei, der Staatsanwaltschaft, zum Gericht und anderen Behörden müssen erledigt werden. Die meisten stehen erstmals vor diesen Hürden, und viele sind traumatisiert und nicht in der Lage, strategische Gedanken und Abläufe zu organisieren. Da geht es um Recht und vor allem um Gerechtigkeit. Es geht oft um Beratung, Beistand leisten oder Trost spenden. Vor allem aber darum, dass es jemanden gibt, der den Opfern zuhört, ihnen glaubt, erklärt, Lösungen aufzeigen kann und in den sozialen Netzwerken eingebunden ist, so Klaus Kozuch.

Dafür gibt es im Landkreis Cham diese 13 Menschen, die sich für die Kriminalitätsopferhilfe qualifiziert haben. Nicht nur das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis ist Voraussetzung, sondern auch Teamgeist, Flexibilität, geordnete Verhältnisse und Einfühlungsvermögen. Sie wurden vom pensionierten Polizeibeamten und Teamleiter des WEISSEN RINGS, Klaus Kozuch, seit 2010 nach Vorgesprächen ausgesucht und durch Einarbeitung, Seminare und persönlichen Voraussetzungen an die Aufgaben eines Opferhelfers herangeführt und schließlich dann auch eingesetzt.

Nicht alle Straftaten hinterließen Opfer. Viele Straftaten haben mehr als ein Opfer zurückgelassen. Da sind Familienmitglieder, Angehörige, Freunde und Zeugen, die in das Geschehen mit hineingezogen worden sind. Damit kann auch die statistische Berechnung des Bayerischen Landeskriminalamtes in Frage gestellt werden. Im Juli 2017 veröffentlichte das BLKA, dass jeder Achte im Freistaat einmal Opfer einer kriminellen Tat wurde. Tatsächlich werden viel mehr Opfer nach einer Straftat zurück gelassen, rechnet man noch die Straftaten hinzu, die nicht registriert werden und in der sogenannten Dunkelziffer untergehen.

Opferarbeit in Zahlen

Die ehrenamtlichen Helfer konnten 2017 in 51 Fällen menschlichen Beistand und persönliche Betreuung leisten, Opfer von Gewalt zu Polizei, Gerichten und andere Ämter begleiten, zu anderen Organisationen vermitteln und Unterstützung zur Überbrückung tatbedingter Notlagen geben. Und das unbürokratisch, schnell und vertraulich.

Folgende Straftaten lagen zugrunde: zwölf Mal häusliche Gewalt, acht Mal sexueller Missbrauch, fünf Mal Einbruch, vier Mal Bedrohung, vier Mal Betrug, vier Mal Stalking, drei gefährliche Körperverletzungen, zwei Vergewaltigungen und mehrmals sexuelle Nötigung, Kindesmisshandlungen, Cybermobbing, Diebstahl, Sachbeschädigungen, ein Tötungsdelikt (Mord) und zwei Mal psychische Belastungen nach erlebter schwerer Straftat.

Die Opferhelfer nahmen an 21 externen Versammlungen und Veranstaltungen teil, besuchten 24 Seminare und Fortbildungen in Frankfurt, Mainz, Fulda, Jena, Darmstadt und Augsburg.

Sie führten zehn Vorträge auf dem Gebiet der Prävention bei verschiedenen Vereinen und Behörden im Landkreis durch. Zum Thema K.-o.-Tropfen wurden sie vom aktiven Mitglied, dem Chefarzt der Notaufnahme in der Sana-Klinik, Herrn Dr. Thomas Etti, unterstützt. In der Gewaltprävention kooperiert die Außenstelle Cham ganz eng mit dem Deutschen Ju-Jutsuverband und dem gemeinsamen Projekt "Nicht mit mir". Mit Infoständen versuchten die Ehrenamtlichen, die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Cham zu erreichen, so wie bspw. beim Kinderbürgerfest in Cham.

Die ehrenamtlichen Helfer kamen insgesamt auf 2080 Einsatzstunden und fuhren 11.100 Kilometer mit den eigenen privaten Pkw. Sie führten über 800 Telefonate, schrieben 715 E-Mails, empfingen 368 E-Mails und setzten 39 Faxe ab.

Jahrelang unterstützt wird der WEISSE RING im Landkreis Cham vom Entertainer Toni Lauerer, der als Gönner und Förderer zur Verfügung steht. 

Nach den statistischen Zahlen oben gleicht sich der Aufwand an die vorausgegangen Jahre an. Auffallend ist jedoch die steigende Anzahl der Hilfesuchenden von häuslicher Gewalt und Sexualdelikten im Landkreis Cham, die sich durch alle Schichten der Gesellschaft zieht.

Statistik ist für Kozuch aber Schall und Rauch. Hinter jeder Zahl verbergen sich Schicksale und Dramen. Jede einzelne Person steht bei den Helfern im Fokus.                                               

 

190 Mitglieder im Landkreis Cham unterstützen den WEISSEN RING

Finanziert werden die Einsätze hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Dabei sind die 190 Mitglieder im Landkreis Cham die größte Stütze. Der Außenstellenleiter ist besonders enttäuscht und kann es immer noch nicht begreifen, dass eine Gemeinde aus dem Landkreis Cham ihre Mitgliedschaft (Beitrag monatlich 2,50 € ) kündigte, weil sie Einsparungen im Haushalt durchführen musste. Im Gegensatz dazu gibt es Hartz-IV-Empfänger, die sich den Mitgliedsbeitrag leisten, weil sie aus eigenem Erlebnis die Not anderer verstehen.

Ein Wunsch von Klaus Kozuch für das neue Jahr: Mehr Mitglieder!

Übrigens können sich auch Gruppen, Vereine oder Klassen als Mitglied melden – und das für 2,50 € Mindestbeitrag monatlich. Es ist ein direkter Beitrag für Menschen in Not in unserer Nähe und steuerlich absetzbar. Ein geeignetes Besprechungszimmer, das für Opfergespräche verwendet werden könnte, wäre ein weiterer großer Wunsch. Da das gesamte zur Verfügung stehende Geld für die Opferhilfe verwendet wird, stehen dafür keine Finanzen mehr zur Verfügung. 

Der WEISSE RING im Landkeis Cham ist unter der Telefonnummmer: 0151 / 55 16 46 41, der E-Mail: weisser-ring-cham@online.de oder bundesweit kostenlos unter der Notrufnummer 116 006 erreichbar.