Digitale Gewalt umfasst ein breites Spektrum an verschiedenen kriminellen Handlungen im Internet. Was all diese Delikte vereint: Sie werden im digitalen Raum und/oder mithilfe von technischen Kommunikationsmitteln wie zum Beispiel E-Mail oder SMS begangen. „Smartphone und Computer gehören heute fest zu unserem Leben dazu. Viele Bereiche des Alltags hat die Digitalisierung verändert und beschleunigt, und sie wird mit großen technischen Schritten weitergehen. Künstliche Intelligenz ist hier ein Stichwort“, sagt Hermann Gammer, Leiter der Außenstellen Cham und Regensburg. Die vielen positiven Aspekte des Internets hätten auch ihre Schattenseiten. „Alles, was uns im echten Leben bewegt, schlägt ebenso hohe Wellen im Netz. Seien es das aktuelle Weltgeschehen, Kriege, die aufgeheizte Stimmung, die Spaltung und die zunehmende Verrohung der Gesellschaft. Das Internet wird zu einem Nährboden für Betrug, Gewalt, Hass und Hetze“, so Gammer. Die Außenstellen Cham und Regensburg beteiligen sich mit einem Podcast am „Tag der Kriminalitätsopfer“, der unter folgendem Link abgerufen werden kann:
Hier können sich Interessierte intensiver über das Thema Cyberkriminalität informieren!
Gerade in den sozialen Netzwerken ist der Ton oftmals rau. Die abwertenden, oftmals menschenverachtenden Inhalte richten sich meist gegen vermeintlich Schwächere und Minderheiten, beispielsweise gegen Frauen, Homosexuelle sowie Migrantinnen und Migranten. Aber auch bekannte, in der Öffentlichkeit stehende Personen haben digitale Gewalttäter im Fokus, allen voran Politikerinnen und Politiker. Die Grünen-Politikerin Renate Künast musste 2022 bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um sich gegen Hasskommentare in den sozialen Medien zu wehren. Auch ihre Parteikollegin Ricarda Lang wird im Netz immer wieder Opfer von frauenfeindlichem Hass – der zuletzt sogar in physische Gewalt umschlug. Bei einer Veranstaltung im Februar 2024 hielten lautstark Demonstrierende die Politikerin 45 Minuten fest, bis sie schließlich von der Polizei befreit werden konnte. Wie weit Hass im Netz führen kann, zeigt der Mord an CDU-Politiker Walter Lübcke im Jahr 2019.
Dass Worten Taten folgen, ist kein Einzelfall. Digitale Gewalt kann zu analoger Gewalt werden und umgekehrt, oft finden beide Formen sogar gleichzeitig statt,
erklärt Außenstellenleiter Gammer.
Laut einer Studie des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz von 2024 wurde jede zweite Person schon online beleidigt. Ein Viertel der Befragten sei mit körperlicher Gewalt und 13 Prozent mit sexualisierter Gewalt konfrontiert worden. Der Hass im Netz hat Folgen: Mehr als die Hälfte der in der Studie befragten Menschen bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung.
Gewalt im Internet schadet nicht nur den direkt Betroffenen. Sie greift die Grundlagen unserer Demokratie und Gesellschaft an. Gerade darum ist es so wichtig, dass wir nicht wegschauen, sondern dass wir uns alle klar und deutlich gegen Hass im Netz positionieren,
so Außenstellenleiter Gammer.
Seit 1991 macht der WEISSE RING mit dem „Tag der Kriminalitätsopfer“ alljährlich am 22. März auf Menschen aufmerksam, die durch Kriminalität und Gewalt geschädigt wurden. Er soll das Bewusstsein für Opferbelange in Deutschland stärken und Informationen zu Prävention, Schutz und praktischen Hilfen geben. Inzwischen ist der Aktionstag fester Bestandteil im Kalender von Institutionen aus den Bereichen Politik, Justiz und Verwaltung, aber auch Vereinen und Schulen geworden.